Austauschprogramm von Astre (Ryoki) ================================================================================ Kapitel 1: Das Leben bestraft den, der zu spät kommt. ----------------------------------------------------- Kapitel 1 Genervt strich sich Rika die Haare nach hinten und trat von einem Bein zum anderen. Ihr Blick huschte hinüber zu dem hohen Gebäude, welches still und unbewegt über den ganzen Hof thronte. Doch war es nicht der Bau, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zog, sondern die Uhr, jene in der Mitte über dem Eingang eingearbeitet wurde. Kurz vor neun... Seufzend verschränkte die junge Frau ihre Arme vor der Brust und zog aus ihrer Schuluniform eine Schachtel Zigaretten heraus. Warum war sie eigentlich so dumm und ließ sich jeden Tag aufs neue Breitschlagen auf Kat zu warten. Seit nunmehr als drei Jahren war es dasselbe. Sie stand hier und wartete. Die erste Stunde flog nur dahin und irgendwann, kurz bevor die zweite Schulstunde anfing, kam sie dann. Rika konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann sie zuletzt einmal pünktlich im Klassenzimmer saß. Gut verpassen, würde sie sowieso nichts und ärger gab es auch keinen aber trotzdem. „Relly!“, hörte sie den lärmenden Ausruf ihrer Freundin. Die Passanten, welche ihren Weg gingen, drehten sich allesamt um. Die blonde Frau, die auf sie zu gerannt kam, störte sich jedoch nicht weiter daran, dass bereits die Ersten den Kopf schüttelten. Im Gegenteil. Kat zwinkerte dem alten Mann der sie murrend betrachtete zu. Was noch mehr Empörung auslöste. „Du bist zu spät. Wie immer...“, begrüßte sie ihre Freundin und blies den Rauch des Klimastängels aus. „Ich hab verschlafen. Tut mir leid.“ „Was nichts Neues ist.“ Kat winkte ab, schmiss ihre Tasche unbeachtet auf den Boden und schnappte sich die Zigarette aus ihren Händen. „Du kennst mich doch“, grinste sie und erntete nur einen belustigten Laut. „Eben. Manchmal hab ich wirklich das Gefühl, dass du überhaupt nicht verpennst, sondern ganz bewusst erst eine Stunde später aufstehst.“ „Das liebste Rika bildest du dir ein.“ Das Grinsen, welches sich auf Kats Gesicht niederlegte, stempelte sie als Lügnerin ab. „Wen haben wir jetzt?“ „Minamoto.“ Die Blonde verzog angeekelt ihr Gesicht und legte seufzend ihre Finger auf die Stirn. „Pfui. Ich glaub ich hab Fieber.“ Rika lachte leise, bevor sie ihre Freundin mit durch das Tor zog. „Vergiss es.“ Diese Reaktion kannte sie bereits. Kat hasste den Unterricht bei diesem Mann, was wohl hauptsächlich daran lag, dass man sich bei ihm nicht alles erlauben durfte. Er war so ziemlich der Einzige dem es gelang die Klassen unter Kontrolle zu behalten. Nur bei ihm achteten sie darauf nicht zu spät zu kommen, denn er hatte keine Probleme Strafarbeiten zu verteilen. „Nein wirklich, ich glaub mir gehts nicht gut.“ „Ziehst du wieder deine alte Leier mit Fieber ab?“, vernahmen es beide Frauen hinter sich. Kat murrte nur leise und stemmte ihre Hände in die Hüften, als sie zwei Männer beobachtete, wie sie zu ihnen liefen. „Musst du gerade sagen, Kai. Die Krankenstation ist deine zweite Heimat.“ Der Angesprochene lachte nur und warf seine Tasche über die Schulter. „Mir gefällt eben das Design.“ „Die Krankenschwester trieft es eher“, meinte die Nonaka trocken und erntete einen giftigen Blick des Schwarzhaarigen. Was ihr jedoch nur ein gemeines Grinsen entlockte, als sie weiter sprach. „Wie heißt sie? Sandra?“ „Nein ich glaube es war Karina“, antwortete T.k. „Du Verräter“, murrte sein Freund. Ein freundschaftlicher Klaps auf den Rücken folgte und der Blonde setzte hinzu. „Ach komm.“ Bevor noch irgendjemand etwas hinzusetzen konnte, erklang die Schulglocke. Allen Vier rutschte dasselbe Wort raus. „Scheiße!“ Um die Ecke rennend kam die kleine Gruppe zum stehen. „Das wird Ärger geben“, flüsterte T.k. „Ach was will der alte Mann schon machen? Niemand hier traut sich uns auch nur eine Verwarnung zu geben“, gab Kat zurück und dachte überhaupt nicht daran ihren Tonfall zu senken. Das Knallen der Klassentür ließ sie jedoch zusammenzucken, ebenso wie die anderen. „Was ich machen werde? Das kann ich ihnen sagen Miss Kinomoto. Sie werden das morgige Austauschprogramm überwachen!“ Der Mann, welcher vor ihnen stand, strahlte reine Autorität aus. Ein chinesischer Anzug und der graue Bart unterstrichen sein hartes Auftreten. Kat klappte der Mund auf und egal was Rika versuchte das schadenfrohe Grinsen wollte sich anhand der Situation nicht niederringen lassen. Doch verging es ihr, als der Lehrer weiter sprach. „Natürlich wird Miss Nonaka ihnen dabei helfen, ebenso wie ihr beide“, richtete seine letzten Worte an die Jungs. „Und jetzt setzt euch.“ „Pah.“ Kat stolzierte mit hoch gehobenem Haupt in den Raum hinein, was in der Klasse, leises Gekicher auslöste. Seufzend folgten ihr die anderen. „Das hast du wirklich gut hinbekommen...“, murrte Rika ihrer Freundin zu. „Is nicht meine Schuld.“ „Doch ist es“, antwortete ihr Kai ebenso begeistert. Diesen Monat war, als eine Art Freizeitbeschäftigung geplant gewesen und nicht, dass sie darauf achten musste, dass alles seiner Richtigkeit entsprach. Einzig und allein die Tatsache das Jen und die anderen dort waren, ließ sie sich nicht krankmelden. Lustlos setzte sich die junge Frau nieder und stemmte ihren Kopf auf die Hände. „Nun denn. Da wir jetzt auch vier freiwillige für den Posten der Bezugspersonen hätten, hat sich ein Aspekt meiner Rede in Luft aufgelöst“, sprach Herr Minamoto und riss augenblicklich die gesamte Aufmerksamkeit an sich. „Der Ablauf wird folgender sein. Sie finden sich Morgen um halb neun vor der Yokohamaschule ein und die Klassenleiter, werden sie dann in die Klasse führen, sie Vorstellen und darauf achten, dass es keine Probleme geben wird, verstanden?“ Die Worte waren ausschließlich an Rika und ihre Freunde gerichtet. „Und mit halb neun meine ich halb neun! Ich werde diese Klasse begleiten und werde dies also Nachprüfen können.“ Kat ließ ihr Haupt lärmend auf den Tisch fallen, ihr weinerliches Gemurmel, löste erneut leises Gelächter aus. „Ich bin verflucht...“ „Ein weiterer Punkt, den ich ihnen von dem stellvertretenden Schulleiter ausrichten soll und ich zitiere“, überging er das Verhalten seiner Schülerin. „Wagt es nicht dieses Programm zu gefährden, ansonsten wird es weitläufige Konsequenzen haben. Und so weiter“, er machte eine kurze Pause, bevor er weiter sprach; „Jede weitere Ausführung seiner Worte ist nicht von Nöten. Doch ich möchte an ihren Menschenverstand appellieren, dieses Mal wirklich die Vorzeigeschüler zu sein, die sie eigentlich verkörpern.“ Im Grunde hätte er sich diese Silben sparren können. Sein Blick huschte zu Kat, welche sich die Ohren zu hielt. Zu Rika, die nur desinteressiert aus dem Fenster sah und zu den zwei Knaben. Die Gruppe hörte ihm nicht zu und genau diese Gegebenheit, löste Belustigung in ihm hervor. Er freute sich auf diese Monate, vor allem aber auf den Unterricht. Die Lehrkräfte würden ihnen nicht Herr werden, da war er sich sicher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)